Kinderleichtathletik stark machen (auf neuen Wegen)

  19.06.2002

Ein tolles Beispiel, dass das Netzwerk Schule, Hochschule, Verein und Verband nicht nur in der Theorie sondern auch in Praxis funktioniert, zeigte am Wochenende ein Lehrgang des Leichtathletik Kreises 12 Giessen im Institut für Sportwissenschaften der Justus–Liebig– Universität (JLU) Giessen am Kugelberg. „Von der Praxis für die Praxis“ so die Worte vom Lehrwart Kurt Drolsbach, denn nicht nur der Deutsche (DLV) und Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) sondern auch das Hessische Kultusministerium (Referat Schulsport), das Hessische Landesinstitut für Pädagogik (Help), das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen/Vogelsbergkreis, der Landesverband Hessen des deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) sowie das Institut für Sportwissenschaft der JLU luden ihre Interessenten zu der eintägigen Fortbildungsveranstaltung ein. Dem Aufruf folgten nicht nur 26 Kinder im Grundschulalter, die mit Begeisterung und glänzenden Augen an der Praxisdemonstration teilnahmen, sondern auch ca. 100 Lehrer und Lehrerinnen, Studenten und Studentinnen sowie viele Vereinstrainer und -übungsleiter. Stolz war Kurt Drolsbach, dass er ein hochkarätiges Lehrteam begrüßen konnte: Das DLV-Lehrteam-Kinderleichtathletik mit David Deister an der Spitze, Christian Weber und Klemens Neuhaus war dann auch vor Ort mit großem Elan und Begeisterung bei der Sache. Mit verschiedenen Inhaltsschwerpunkten in Theorie- und Praxisanwendungen wurde die Darstellung einer kindgerechten Leichtathletik vermittelt. „Um die Kinderleichtathletik attraktiv in Szene zu setzen, benötigen wir neue Wege in der Umsetzung“, so Christian Weber. Kindgerechte Leichtathletik muss im Sommer wie Winter möglich sein, die Kinderleichtathletik muss sich von der „Normenleichtathletik“ wegbewegen, was bedeutet, dass Sektoren, Gewichte und Abstände in den Hintergrund rücken müssen. Den anwesenden Lehrerinnen und Lehrer wurde vermittelt, dass die Kinderleichtathletik nicht als reine „Notensportart“ verstanden werden soll, sondern dass es um die Teamleichtathletik sowie die entwicklungsgemäße Leichtathletik gehe, so David Deister. Die Kinderleichtathletik soll eine altersgemäße Grundsportart sein, die in verschiedenen Spiel–, Übungs- und Trainingsformen angeboten werden muss. Basiselement der Ausbildung ist die Schulung aller koordinativen Fähigkeiten, vor allem der Rhythmusfähigkeit. Die breite Orientierung steht im Mittelpunkt, und die Freude an der Leichtathletik soll und darf nicht zu kurz kommen. Mit den hervorragend mitarbeitenden Grundschulkindern konnten mit Hilfe von Pylonen, Fahrradreifen, Bananenkästen, Schaumstoffblöcken, Teppich-Fließen und Markierungskegeln Praxisdemonstrationen vom Schnell-Laufen zum Sprinten, vom Ausdauernd-Laufen zum Dauerlaufen sowie vom Weit-Springen zum (Schritt)-Weitsprung vorgeführt werden. Am Nachmittag standen dann mit den Teilnehmern praxisbezogene Eigenrealisationen auf dem Zeitplan. Vom Hoch-hinaus-Werfen zum Schlagballwurf sowie die neue Konzeption der Bundesjugendspiele waren die brandaktuellen Themen, die in praktischer Arbeit und Theorie beleuchtet wurden. Die „neuen Bundesjugendspiele“ sollen kindgemäß, auf kleinem Raum und schnell auswertbar sein, so der Referent Klemens Neuhaus. Eine große Variabilität im neuen Konzept besteht darin, dass die Übungen ausgetauscht werden können und die Messung der Ergebnisse nicht mehr nach Sekunden, Minuten und Metern erfolgt, sondern sich an der Gruppenleistung orientiert. Als Schlusswort gab Neuhaus den Lehrkräften mit auf dem Weg, dass sie nun ausströmen und die neuen Bundesjugendspiele zum Leben erwecken sollen. Rundum eine gelungene Veranstaltung, die Appetit auf mehr macht, was von Kurt Drolsbach mit den Worten: „wir müssen schauen, welchen Bedarf unsere Interessenten haben“ durchaus bejaht wurde. Jörg Theimer